Hallo, liebe Forumsbesucher,
seit Ende November 2018 ist Gaspar aus Modepran bei uns. Ich hatte ihn schon seit 2015 als Favoriten, wir trauten uns allerdings dann doch nicht, einen erwachsenen Hund blind zu adoptieren und entschieden uns für einen Welpen einer anderen Organisation, der besucht werden konnte. Vergessen hatte ich ihn aber nicht und als wir uns nach einem Zweithund umschauten, entdeckte ich ihn wieder. Seit Mai 2013 war er immer noch im Tierheim. Dank Herrn Handermann gelang es, ihn ins Eckertal zu bringen. Dort besuchte ich ihn zweimal allein, um die Hundegerüche zu übertragen und tatsächlich begrüßten die beiden sich wie alte Bekannte. Gaspar war ziemlich schnell stubenrein, er klaut nichts vom Tisch, wühlt nicht im Müll, macht nichts kaputt außer den Schmusetieren, hat keine Angst vor Männern. Er ist gehorsamer als unser Ersthund Johnny und lässt sich zumeist besser abrufen. Angst vor Einbrechern brauchen wir auch nicht mehr zu haben, Gaspar meldet. Unser Johnny ist ein großer Feigling und würde sich verdrücken. In vielen Dingen also ein Traum! Aber: Man hatte uns gewarnt, er hatte geschnappt. Nun, er tut es noch immer, wenn ihm etwas nicht passt. Die Beschreibung hatte von Besuchen in sozialen Einrichtungen gesprochen - aber das war bestimmt sehr lange her! Auch jetzt noch darf man ihn nicht einfach so streicheln, schon gar nicht wenn er liegt und ruht. Er ist in den langen Jahren sehr eigenständig geworden und anderenfalls hätte er die Jahre vielleicht auch nicht überstanden. Die Generaluntersuchung beim Tierarzt ging nur unter Narkose und das Maulkorbtraining zieht sich hin. Es ist noch ein langer Weg, aber Stückchen für Stückchen legen wir ihn zurück. Inzwischen können wir ihm Dreck aus dem Fell zupfen ohne ein Streicheln vorzumachen und er lässt sich - vorsichtig! - zur Seite schieben wenn ich wieder mit auf die Bank möchte. Und wenn er im Streichelmodus ist, gibt es kein Ende.
Mit Hunden ist er genial sozialisiert. Er zeigt allerdings sofort, wer Chef im Ring ist, indem er bei zu großer Nähe kurz die Zähne blitzen lässt - und alle akzeptieren es. Wir bekommen öfter Besuch von George, einem jüngeren Dalmatiner und da kann es schon mal sein, dass Gaspar dafür sorgt, dass George das tut, wozu ihn sein Herrchen aufgefordert hat, nur durch ein leises Knurren und einen tiefen Blick. Mit unserem Johnny tobt er nicht mehr herum, seitdem die Rangordnung geklärt ist, aber bei der Mäusejagd sind sie ein eingespieltes Team, und wehe dem, der "seinem" Johnny etwas antun will. Gaspar ist sofort zur Stelle und unterbindet alles allein durch seine Präsenz.
Weshalb ich glaube, dass Gaspar noch nicht wirklich hier ist: Wenn er einen Ball erwischt (er ist total heiß auf Bälle) kaut er darauf rum, kaut und kaut und bekommt einen stieren, verlorenen Blick in die Ferne. Er wirkt nicht glücklich sondern total traurig und einsam wie in einer fernen Welt. Wegnehmen geht nicht, nur Weglocken und dann den Ball wegschnappen. Erst dann ist er wieder normal. Deshalb gibt es nur selten Bälle! Auch abends, wenn er müde ist und neben mir auf der Bank sitzt, schaut er oft so. Nach kurzer Zeit kommt dann ein tiefer Seufzer, gefolgt von heftigem Hecheln und einem glücklichen lächelnden Gesicht, das mich anstrahlt. Ich denke, er hat immer noch Flashbacks und solange das noch ist, wird er auch immer wieder mal schnappen oder zur Warnung die Hasskappe zeigen. Es überkommt ihn dann, es ist eine zum Reflex gewordene Handlung, und meistens kommt er sofort hinterher an zum Streicheln, wie wenn er sich entschuldigen will.
Kurz gesagt: Es ist nicht einfach mit Gaspar aber sehr, sehr schön. Ich würde ihn immer wieder adoptieren. Für fünfeinhalb Jahre Tierheim von ca. siebeneinhalb Lebensjahren ist Gaspar ein toller, liebenswerter Hund zwar mit kleinen Macken, aber die haben wir auch. Mit der Sieben-Jahre-Rechnung hätte man ein ca. 11-jähriges Kind bis zum 52. Lebensjahr ins Heim gesteckt. Ich kann mir nicht ausmalen, was das mit mir gemacht hätte! Also adoptiert auch die älteren, vergessenen Hunde und habt Geduld!